18.02.2021
SI029 THOMAS BRINKMANN
“DIE VERPUPPUNG DER WELT / RAUPENBAHNEN
Ego cogito ergo sum … um dieses cartesianische Idee des Seins herum, beginnt das Projekt der Selbstumdeutung – in der Mensch-Maschine zerfällt die Einheit von Körper und Geist. Indem das Denken mit dem ihm eigenen Solipsismus, von nun an seinen angehängten Körper als Environment zu betrachten sucht, wird dem Cogitatio sein Körper zum Gegenstand. Dieser, mit zunehmendem Alter ohnehin eher Ort der Leiden und mit allerlei Zumutungen verbundenes Ding, sollte sich von nun an in Maschinen beschreiben lassen. Es steht zunächst zur Disposition, was am Horizont zunehmend in der Mechanik von Hebeln, Ketten, Gelenken, Rädern, Federn usw. aufgeht, mit denen das Cogitatio seine Einrichtung, hinsichtlich einer nicht mehr fernen Moderne vorantreibt: „For the spirit is ready, but the flesh is sick,“(Wycliff / Mat. 26:41)
In der folgenden, industriellen Revolution, ist bereits das zweite Projekt dieser Selbstumdeutung angelegt, das sich – nach und nach – auf das Exo cogito ausdehnt, nachdem man ergo, nach wie vor am Sein der Körper scheitert. In diesen blähen sich die „Leichname“ und „Gliedermaschinen“, wie Descartes die menschlichen Körper in Traité de l’ homme* nennt, zu Luftschiffen auf, die eher im Ausnahmefall mit Major Tom in der Schwerelosigkeit verschwinden, häufiger jedoch wie der Yefim im Prolog zu Tarkovskys Andrei Rublev, mit ihrem Ballon gleich hinter dem nächsten Kirchturm landen. Seine Ergriffenheit angesichts des neu gewonnenen Überblicks, befördert den Absturz noch ehe der Film richtig begonnen hat. Bedarf es also einer weiteren Wendung im Hinblick auf die ausser Kontrolle geratenen Geister? Wo bleibt der Deus Ex Machina? Noch unsichtbar, wartet er in den Schnürböden unter der Bühne. Denn auch das Denken ist sich selbst längst Gegenstand geworden. AI AI Sir – yes; even so.”
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